Viersen-Dülken · Nervös vor dem mündlichen Abitur? Am Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken können die Prüflinge an diesem Tag ein außergewöhnliches Angebot nutzen. Was sich hinter der „Soul Lounge“ verbirgt.

Von Daniela Buschkamp

Mündliches Abitur am Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasium in Viersen-Dülken: In Deutsch, Mathematik. Englisch, aber auch in den Naturwissenschaften, Geschichte oder Sozialwissenschaften müssen sich rund 90 Jugendlichen beweisen. So wie die beiden 18-jährigen Anouk und Matteo. Sie muss zeigen. dass sie Aufgaben im Fach Englisch bewältigen kann, er muss sein Wissen in Biologie unter Beweis stellen. Etwas aufgeregt seien sie schon, erzählen die beiden. 50 Minuten dauert jede Prüfung, aufgeteilt in einen
Vorbereitungsteil und einen Vortrag – es ist der letzte Teil des Abiturs. Was ihnen und anderen Dülkener Gymnasiasten bei dieser Herausforderung geholfen hat: die speziell für die Prüflinge eingerichtete „Soul Lounge“ in der Schule.
So könnte auch ein Szene-Club heißen: Doch es ist ein spezielles Angebot am Tag der mündlichen Abi-Prüfungen. Die Schilder „Soul Lounge“ weisen zu einem Bereich in der Schul-Kapelle mit bequemen roten und gelben Sesseln, die um kleine Tische angeordnet sind. An einer Theke stehen kühle Getränke bereit, bieten fluffige Muffins mit Kirschen und Schokolade Stärkung. In einem Korb liegt ein Berg Schokoladenbonbons. Doch die gibt es so nicht zu kaufen: An jedem Teil ist auf buntem Papier ein Segensspruch befestigt: „Ich sage dir: Sei stark und mutig! Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“, heißt es bei Josua 1,9.

Etwas himmlische Hilfe bei der Abiturprüfung: Dafür haben sich der neue Schulseelsorger Christian Deppe und Johannes Hütz aus dem Pastoralteam des Dülkener Gymnasiums stark gemacht. Der letzte Tag der Prüfungen sei eine besondere Situation. Und in dieser wolle man die Gymnasiasten stärken, damit sie die bestmöglichen Leistungen zeigen könnten. Und dazu gehöre eben die „Soul Lounge“: ein Treffpunkt zum Schweigen und Chillen, zum Austausch und zur Stärkung – je nachdem, was die Jugendlichen am Tag ihrer
letzten Abitur-Prüfung eben brauchen würden. Hütz hat sich für diesen Treffpunkt eingesetzt, nachdem er bei einer Fortbildung darauf aufmerksam wurde; er leitet das Projekt „Soul Lounge“. Im vergangenen Jahr konnten die Dülkener Abiturienten die „Soul Lounge“ zum ersten Mal nutzen. Die Resonanz sei derart gut gewesen, dass diese Ruhe-Oase zum
Abitur 2024 erneut aufgebaut wurde. Die Nutzung sei dabei ganz unterschiedlich, schildert der Schulseelsorger. Er ist, gemeinsam mit Johannes Hütz, den ganzen Tag über in der „Soul Lounge“, lächelt, macht Mut, ist einfach da. Am frühen Morgen, um 8.30 Uhr, habe im Raum nahezu kontemplative Stille geherrscht, als sich die ersten Prüflinge dort einfanden und darauf warteten, von ihren Lehrern zur Prüfung abgeholt zu werden.
Einige Stunden später ist die kontemplative Ruhe des Morgens leisem Stimmengewirr gewichen. In kleine Gruppen sitzen die Abiturienten beisammen. Diejenigen, die bereits geprüft wurden, erzählen von ihren Erfahrungen. Diejenigen, die auf die Prüfung warten, hören gespannt zu. Oder es wird nochmal der letzte Blick in ein Buch oder die Aufzeichnungen geworfen. Auch Anouk hat sich am Prüfungsmorgen dort mit anderen aus dem Abiturjahrgang getroffen. Sie selbst habe die Prüfungssituation auch
mit einer Freundin vorab durchgespielt und fühle sich gut vorbereitet. Sie ist, wie auch Matteo, nach der Abi-Prüfung wieder in die Soul-Longe zurückgekehrt. Nun erwarten sie dort die Ergebnisse. Beide haben, so schildern sie, ein gutes Gefühl. Der Austausch mit den anderen habe sie beruhigt. Für Deppe und Hütz ist nach diesen guten Erfahrungen klar, dass es die „Soul Lounge“ auch für das Abitur 2025 wieder geben wird. Auch dann werden wieder jüngere Schüler mit selbst gebackenen Muffins und Getränken sowie bei der Ausgabe gegen Spende helfen: „Wir wollen unsere Abiturienten in dieser herausfordernden Situation so gut wie möglich unterstützen“, so Deppe und Hütz.

Quelle: Rheinische Post (Online, 31. Mai 2024)