Am 27.1.25, dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, fanden sich die weiterführenden Schulen der Stadt Viersen im Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken zusammen, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu denken. Diese alljährliche Veranstaltung, die seit 28 Jahren an wechselnden Schulen stattfindet, bot nicht nur Raum für Trauer und Reflexion, sondern auch für Bildung und eine klare Botschaft: Nie wieder darf das unsagbare Leid der Vergangenheit zur Gegenwart werden.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Rita Stertz
Viersen-Dülken – „Jedes Augenpaar sieht die Welt anders und doch ist jeder Blick gleich wertvoll“ oder „Schaut nicht weg“ … ein beklemmendes Gefühl strömte durch die Projektarbeiten der SchülerInnen. „Nie wieder ist jetzt!“ … scrollt man durch die Sozialen Medien haben anscheinend viel zu viele ihre Geschichte vergessen, haben in der Schule geschlafen. „Nie wieder ist jetzt!“ … umso wichtiger ist die politische Bildung mit der auch das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz verbunden ist.
Die feierliche Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch die Schulleiterin des AMG, Ursula Deggerich, und einer Ansprache von Michael Lambertz, dem 2. stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Viersen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt Dr. Martin Plum, Bundestagsabgeordneter des Kreises Viersen, der in seiner Rede die Bedeutung des Erinnerns und der Verantwortung für die heutige Gesellschaft betonte. „Hass, Hetze und Rassismus dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“, erklärte er und ergänzte eindringlich: „Wir müssen uns für Menschlichkeit und Demokratie einsetzen – jeden Tag.“ Seine Worte gaben den Auftakt zu einer Veranstaltung, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch zum Handeln motivieren wollte.
Musikalische Beiträge und bewegende Schülerreden untermalten das Programm und verliehen dem Morgen eine würdige Atmosphäre. Besonders eindringlich waren die Worte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die als Zitat in den Raum gestellt wurden: „Die Demokratie muss bleiben. Ihr müsst Menschen sein. Nichts weiter.“
Das Albertus-Magnus-Gymnasium verknüpfte die Gedenkveranstaltung mit einer intensiven Projektwoche unter dem Titel „Lass Auschwitz nicht noch einmal sein – Projektwoche für ein friedvolles Miteinander“. In dieser Woche hatten SchülerInnen aller Altersstufen die Möglichkeit sich altersgerecht mit dem Holocaust und seinen gesellschaftlichen Folgen auseinanderzusetzen. Während die jüngeren Jahrgänge das Tagebuch der Anne Frank lasen oder sich mit der Frage beschäftigten, woher Hass in der heutigen Gesellschaft kommt, vertieften sich ältere SchülerInnen in komplexere Themen wie die Singularität des Holocaust, die Kontroverse des Historikerstreits oder die literarische Aufarbeitung von KZ-Erfahrungen. Höhepunkte der Woche waren der Besuch des Hauses der Geschichte in Bonn und die kreative Verarbeitung der gewonnenen Erkenntnisse, deren Ergebnisse in einer schulweiten Ausstellung präsentiert wurden.
Die Worte von Holocaust-Überlebenden wie Eva Szepesi, die mit nur 12 Jahren nach Auschwitz deportiert wurde und die Grausamkeiten des Konzentrationslagers überlebte, zogen sich wie ein roter Faden durch den Gedenktag. Dr. Plum erinnerte an die Erlebnisse von Zeitzeugen, die zunehmend weniger werden, und betonte, dass es an den jüngeren Generationen liege, das Erinnern lebendig zu halten: „Erinnerung darf nicht mit den Zeitzeugen enden. Sie müssen von uns weitergetragen werden – über Gespräche, Projekte, Bücher und Filme.“ Er rief dazu auf Haltung zu zeigen und jeder Form von Diskriminierung und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten: „Schweigen wäre einfacher, doch es ist unsere Pflicht für Menschlichkeit und Demokratie einzustehen. Nur so können wir sicherstellen, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt.“
Mit dem eindrucksvollen Appell „Nie wieder ist jetzt!“ endete die Veranstaltung, doch die Botschaft wird weiterleben – getragen von der jungen Generation, die durch diesen Gedenktag gelernt hat, wie wertvoll Demokratie, Respekt und Menschlichkeit sind. (cs)
(c) Fotos: Rheinischer Spiegel / Rita Stertz